Brutal schön – da kann das Thema Essen nicht aussen vor bleiben. Die Arbeiten von Ron From zeigen schon auf wunderbare Weise, wie man mit Nahrungsmitteln brutale Umstände subtil be- und verarbeiten kann.
Es gab noch zwei weitere Arbeiten zum Thema Ernährung und Design, bei denen es beide um Hühner geht.
Der niederländische Designer Dave Hakkens ist mit mehreren Arbeiten in der Ausstellung vertreten. Unter anderem hat er eine Videoplattform ins Leben gerufen, die den programmatischen Namen Story Hopper hat und auf der Geschichten und Ideen geteilt werden können, die die Welt ein bisschen besser machen. Eine Geschichte handelt vom Huhn Frieda. Frieda wurde aus einer Massentierhaltung gerettet und hat bei den Hakkens ein neues Zuhause gefunden. Frieda entwickelte sich zu einem propperen gesunden Huhn, mit viel Selbstbewusstsein, denn eines Tages verschwand sie und alle hoffen, dass sie ihre ultimative Freiheit gefunden hat.
Jan Pieter Kaptein zeigt einen Entwurf für den kompletten Speisen-Kreislauf. Seine Kritik ist, dass in unseren cleanen Supermärkten und bei den vielen Convenience Produkten, Fleisch gar nicht mehr als Tier erkennbar ist, und dass Fleisch ohne schlachten zu existieren scheint. Sein Panem et Circenses ist ein Käfig, in dem Hühner leben. Auf einer umlaufenden Theke wird das Huhn geschlachtet, zubereitet und verspeist. In Herford wird eine Entwurfskizze zum Projekt gezeigt.
Schlachten, sterben und töten ist vollkommen aus unserer Wahrnehmung gerückt. Massentierhaltungen und Schlachthöfe liegen vor den Toren der Stadt oder in Industriegebieten (!), befinden sich in zweckmäßigen Industriehallenanlagen, nicht mal von außen als das zu erkennen was sie sind. Es sollte aber jedem klar sein, dass für jedes Leberwurstbrot, Hotdog, Chicken Nugget u. U. ein Gewaltakt des Quälens und in jedem Fall des Tötens vorangegangen ist. *
Ein weiteres wunderbares Projekt von ihm ist Rijksmuseum Conservator (nicht in Herford zu sehen). Food gibt es im Rijksmuseum reichlich in der umfassenden Sammlung von Stilleben.
Große Tische voller Obst, Fische, Gemüse, Fleisch. Aber wie schmecken diese Dinge? Jan Pieter Kaptein hat einzelne Objekt aus den Bildern der Meister des 17. und 18. Jahrhunderts genommen und diese zu Emblemen für Konservendosen umgewandelt. Auf denen befinden sich Rezepte, die aus der gleichen Zeit stammen, in der das Bild gemalt wurde, mit Zutaten, die wir zum Teil gar nicht mehr kennen oder verwenden möchten. Die Label geben zudem Auskunft über das Bild und das Rezept.
Ich musste da gleich an das Buch von Toulouse-Lautrec denken, der ja auch ein Meisterkoch war, unendlich viele Rezepte erfunden hat, die von seinem Freund Maurice Joyant zusammengetragen wurden, und die man heute auch nicht mehr so umsetzen würde. Anke von Heyl hat darüber schon mal was geschrieben.
* Die Autorin ist keine Vegetarierin.