Foto: Honey und Bunny | Ulrike Köb

Honey & Bunny – Food Performance und Eatdesign

Honey & Bunny – das sind Sonja Stummerer und Martin Hablesreiter, von Haus aus  Architekten, die sich natürlich auch mit Design auseinandersetzen. Aus einem persönlichen Interesse an Fooddesign stellten sie irgendwann fest, dass es kein vernünftiges Buch zum Thema gab und haben kurzerhand selber eins geschrieben. Fooddesign und Fooddesign XL gehören seither mit zu den deutschspachigen Standardwerken zum Thema.

In ihren Arbeiten beschäftigen sie sich schwerpunktmäßig mit der Art wie wir was essen, Tischkultur und -sitten, aber auch mit unserem Umgang mit Nahrungsmitteln. Sie beleuchten kritisch die (industrielle) Nahrungsproduktion und engagieren sich für Nachhaltigkeit.
Was mir an den Arbeiten von Honey und Bunny besonders gut gefällt ist, dass sie fast  immer theatral und performativ und mit starken Bildern arbeiten.

2012 dekonstruierten sie bei einer Eat Art Performance Esstisch und -werkzeuge. Im gleichen Jahr haben sie in einer Performance Mailand  „Fooddesign“ unter die Lupe genommen und auf satirische Art Designer, Chemiker, Mediziner und Konsumenten in ihrem Umgang mit Nahrungsmitteln portraitiert – vielleicht eher karikiert.

 

In ihrer Aktion  „eat | rules | design“ von 2015 positionierten sie auf einer 10 Meter lange Tafel sämtliche Speisen nach Farben sortiert.

Davor thronten Sonja Stummerer und Martin Hablesreiter in Salzburger Galauniformen. Mit einem Hauch von Ironie „beherrschten“ sie den Abend, ordneten die Gäste an und um die Tafel und sie lasen aus verschiedenen alten und neuen Regelwerken zum Thema Tischmanieren.

Wer essen wollte, musste sich auf den Boden niederlassen, wie einst die revolutionären Bürger im Pariser Bois Boulogne, als sie den Garten des Adels besetzten und dessen Tischmanieren bewusst außer Kraft setzten. Jede Essende saß bei anderen Farben, Gerüchen, Geschmäckern, musste sich also, um die Vielfalt des Raumes kennen zu lernen während des Abends durch das Theater bewegen und ständig mit neuen, anderen Menschen in Kontakt kommen. Der fixe Essplatz, den Tafeln sonst zuweisen wurde ignoriert.
Zitat

Bei dem sehr ambitionierten Großprojekt FOOD sustainable DESIGN – in Kooperation mit dem Joint Research Centre der Europäischen Kommission – geht es darum, internationale Künstler, Wissenschaftler und Aktivisten an einen Tisch zu bekommen (im übertragenen und wortwörtlichen Sinn), um sich über Nachhaltigkeit auszutauschen, um miteinander zu kooperieren und um Aufmerksamkeit auf die ökologische und politische Konsequenzen der industriellen Nahrungsmittelproduktion zu lenken. Diese sehr komplexe Thematik ist zudem aufgeladen mit Moral und Emotion. Die Frage ist, wie wir unser Essverhalten ändern können. Die These von Honey und Bunny ist, dass Wissenschaft, Politik und Kultur zusammenarbeiten müssen. So schwierig das auch sein mag, ich stimme dem uneingeschränkt zu, wie ich es im übrigen für alle komplexen Themen und Informationsvermittlung empfehlenswert halte, Künstler und Kreative in die Prozesse mit zu integrieren.  Zur Expo in Mailand fanden dazu  zwei Performaces statt.

Die Projektidee fleischTEILE ist andernorts im Prinzip schon Realität geworden. So werden im Berliner Restauran Herz & Niere sämtliche Teile eines Produkts – auch der Tiere – verwertet, bei dem Crowdbutching Projekt Kauf ne Kuh, wird das Tier erst dann geschlachtet, wenn es komplett verkauft ist.

Honey & Bunny gehören neben Marije Vogelzang, die gerade das Dutch Institut of Food and Design aufbaut, sicher zu den herausragenden Akteuren, die im Bereich Foodart/ -design, Eatart /-design agieren. Dass sie weltweit gebucht und engagiert werden zeigt, wie relevant das Thema ist. Bedauerlicherweise findet das Thema, insbesondere in Deutschland, viel zu wenig Beachung.

Sonja Stummerer und Martin Hablesreiter leben und arbeiten in Wien und arbeiten zur Zeit an einer Publikation über Geschmackdesign.

 


Edit I: Als ich letztes Jahr im Herbst kurz in Wien war, hatte ich die fabelhafte Gelegenheit, mich auf einen Kaffee mit Martin zu treffen. Ich  hatte ihm damals schon diesen Artikel versprochen (Sorry, hat etwas gedauert) Er hat mir großzügig ein Exemplar von Eatdesign überlassen. Darin wird genau untersucht, wie Esswerkzeuge und Möbel unser Verhalten und die Kultur ganzer Gesellschaften formen und prägen. Das lese ich gerade und werde ggf. dazu auch noch was schreiben.

Edit II: Ich wünschte mir, dass Honey & Bunny mehr im Bereich Social Media aktiv wären. Sie verteilen zwar ihre Termine via Facebook, aber leider ermuntern diese Beiträge nicht zur Dikussion oder Auseinandersetzung. Aber es erschien just die Meldung, dass sie nun bloggen. Sie tun das zwar auf einer „fremden“ Plattform und es scheint auch mehr eine Kolumne zu sein – aber immerhin.

 

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