Wibkes Blogstöckchen #DieWeltaufdemTeller:

Geschichten vom Essen und Kochen

Im Rahmen einer Kooperation mit dem Diogenes Verlag, bei der sich Wibke des Buchs „Die Welt auf dem Teller“ von Doris Dörrie annimmt, hat sie ein Blogstöckchen in die Runde geworfen. Sie stellt fünf Fragen, die jeder beantworten kann.

 

1. Glück, Heimat, Trost, Abenteuer oder „Igittigitt“: Wonach schmeckte Deine Kindheit?

(Das hat mich Wibke 2014 doch tatsächlich schon mal gefragt. 😀 – und ich kann dem nichts hinzufügen.)

Zum Kindergeburtstag selbstgemachtes Eis aus der Tüte und Buttercremetorte, Gulasch mit Rotkohl und Klößen, Streuselkuchen, Brötchen mit Butter und Salz, in Milchkaffee geditscht bei Oma. Das Hühnerfrikassee von meiner Mutter.

Doch, ich füge was hinzu: Das Essen in meiner Kindheit bei uns Zuhause hat keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Meine Mutter hat zwar jeden Tag gekocht und wir haben jeden Tag mindestens eine Mahlzeit gemeinsam eingenommen. Es gab ein festes Repertoire an Speisen von denen ich manches nicht mochte. z. B. einen dickpampigen Erbseneintopf mit Schwarte. Brrr. Gekocht wurde nach dem Geschmack meines Vater. Mochte ich etwas nicht, oder machte einen Vorschlag, was man auch mal essen könnte oder etwas anders zubereiten, hieß es aber Vater mag es so, oder Vater mag das nicht. Das habe ich schon als Kind unendlich ungerecht empfunden. Das Hühnerfrikassee war tatsächlich mein Leibgericht und auch das gebratene Kotelett und die Frikadellen meiner Mutter mochte ich gerne.

Sonntags aßen wir öfter bei Oma. Da gab es dann die typischen bürgerlichen Sonntagsgerichte. Braten, Gulasch, Ente, ganz früher auch mal Hase oder Reh, meistens mit den sensationellen Kartoffelklößen mit Überraschung (in Butter gebratene Weißbrotstückchen), dazu oft Rotkohl. Omas Sonntagsgerichte habe ich sehr gemocht.

Jahre später, ich glaube, ich war schon über 30, hat mir meine Mutter dann mal eröffnet, dass sie nie gerne gekocht hat. Dass es immer eine Pflicht als gute Hausfrau und Mutter für sie war. Da war mir alles klar. Es wurde nicht mit Liebe gekocht, es gab überhaupt kein Interesse am ausprobieren, entdecken und experimentieren.

 

2. Lust oder Last: Was bedeutet Kochen und Essen im Alltag für Dich?

Früher habe ich gerne gekocht auch mehrteilige Menüs für vier, sechs oder acht Personen, ich habe auch schon als Kind manchmal für meine Eltern gekocht, einfach weil ich es toll fand. Inzwischen ist es tatsächlich zu einer Notwendigkeit geworden. Dabei esse ich gerne und auch gerne gut. Ich lebe schon so lange alleine und ich finde kochen für eine Person irgendwie uninspirierend. Also, ich koche schon fast jeden Tag, einfach weil ich warme Mahlzeiten liebe und brauche. Aber das muss dann einfach sein und schnell gehen. Gerichte mit etlichen Zutaten sind dann auch wegen der Mengen an Zutaten problematisch. (Reste, Aufbewahrung) Ich habe ja keine Lust, vier Tage hintereinander das Gleiche zu essen. Deshalb sind es dann in der Regel schlichte Gerichte wie, Nudeln mit Soße (Dauerbrenner), Pell- oder Ofenkartoffeln mit einem Gurken- oder Tomatensalat, einem Stück Sülze, Bratwurst oder Spiegelei, Ofengemüse mit Knoblauchdip, im Herbst und Winter meinen heißgeliebter Linseneintopf.

 

3. Knoblauch, Nudeln, Honig, Kekse, Kardamom: Nimm‘ ein Lebensmittel aus Deinen Vorräten in die Hand und erzähle uns von seinem Geschmack, vom ersten Mal, als Du es probiert hast, von der Geschichte, wie es in Deinen Vorräten landete – und warum.

Da fällt mir jetzt nichts zu ein.

 

4. Die Schönheit von Essen: Gibt es eine Frucht oder ein anderes Lebensmittel, dass Du allein wegen seiner Form und Farbe liebst? Wegen seines Dufts? Oder wegen einer Erinnerung, die Du damit verknüpfst?

Der Granatapfel. Ich liebe die rubinrote Farbe der Samen und ihre polyhedrale Form. Und den Geschmack, ein bisschen johannisbeerig, aber nicht so sauer. Ich liebe es, aus einem halben Granatapfel, die Samen rauszupulen und zu essen. Hat was meditatives. Leider ist es ja echt kniffelig, einen guten, reifen Granatapfel zu erkennen. Die Haut sollte fest und ledrig sein, habe ich mal gelernt. Aber auch da habe ich schon Nieten, sprich angefaulte, vertrocknete oder nicht ganz reife Versionen erwischt. Am besten kauft man sie im türkischen Lebensmittelgeschäft.

 

Die Welt auf dem Teller: Ein Gericht in einem anderen Land, ein Essen aus einer anderen Kultur, gepflückt oder gekauft an einem anderen Ort – nimm‘ uns mit auf eine Reise. Woran erinnerst Du Dich?

Das Gericht ist gar nicht so exotisch: Grillhähnchen. Es war vielleicht Mitte der 80er Jahre, als ich mit drei Freunden und zwei Autos nach Griechenland gefahren bin. Wir landeten irgendwann im Süden der Peleponnes, wo wir in einer kleinen einsamen Bucht wild zelteten. Abends fuhren wir in den nächsten Ort, wo wir in der Dorfkneipe aßen. Ich erinnere es so, als dass es dort nur zwei Gerichte gab: Grillhähnchen und Souvlaki, dazu einen einfachen grünen Salat oder Tsatsiki. Alles hat fantastisch geschmeckt, aber ich habe nie wieder in meinem Leben solche sensationelle Grillhähnchen gegessen, sie waren gigantisch groß, knusprige Haut, gut gewürzt, saftig, einfach herrlich. Eine Portion war ein halbes Hähnchen und ich weiß noch, als ich zurück in Deutschland das erste Grillhähnchen wieder sah, dass das ganze Tier ungefähr so groß war wie das halbe in Griechenland. Aber ist es nicht auch so, dass man Essen im Urlaub oder auf Reisen im Nachklapp immer ein bisschen verklärt und idealisert? Weil Landschaft, Wetter, Gefühl und Stimmung da auch mit reinspielen? (Die schlechteste Pizza meines Lebens aß ich übrigens in Italien! 😉 )

 

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